Mitunter erscheint es für mich unfassbar, von welch' schlichtem Gemüt Chefin sein kann und über welche geringfügigen Ereignisse sie sich freut. Gestern z.B. in der Hundeschule: Da brach sie plötzlich in Jubelschreie aus, hüpfte auf und ab wie ein Elefant auf dem Trampolin und brüllte: "Er hat es getan, er hat es geschafft! Das Kind wird zum Mann!"
Was passiert war? Nun, eigentlich nichts besonderes. Der dämliche Knutschclown, in all' seiner nassforschen Unbekümmertheit eine tägliche Pest für mich und intellektuell allenfalls auf der Stufe eines Neandertalers durch das Leben schlawinernd, hatte zum ersten Mal sein Beinchen gehoben.
Pah! Na und? Ist doch kein Grund im Zustand höchster Ekstase über den Hundeplatz zu hüpfen wie eine Dampfwalze und in die ganze Welt zu posaunen: "Juhu, Clowny pinkelt nicht mehr sächlich!"
Schließlich wurde es mit neun Monaten höchste Zeit, dass dieser Knutschclown sein Bein hebt. Schließlich hatte der Blödmann in der letzten Zeit aufgrund seines quadratischen Körperbaus ständig in Hockstellung seine Vorderpfoten angepinkelt. Boah ey, Neandertaler eben...
Na, so kann man auch mit kleinen Sachen Beamtenkindern Freude machen.
Mein Freund Beppo hat endlich mal wieder geschrieben! Ich hoffe, wir bekommen demnächst mal wieder ein Treffen hin. Das Problem ist ja immer die Zeit... Gott sei Dank werden die Tage jetzt länger. Den Wuddel habe ich übrigens voll im Griff: Kommt er machomäßig daher, knurre ich nur einmal. Sofort klappt er die Ohren an und zieht Leine. Davon abgesehen ist er ein Pfundskerl und herzensgut. Wuddel zieht auch den Clowny aufopferungsvoll und fürsorglich mit groß. Da muss der Gute schon einiges ertragen. Wenn Du, Beppo, echt so viel Angst vor Macho Wuddel hast, kann ich ja mal mit ihm und Chefin reden. Dann bleibt er eben an der Leine, während wir toben. See you!
PS: Welche anderen Briefe meinst Du bloß? Ewig habe ich nichts von Dir bekommen und war schon ganz traurig. Sollte uns da etwa die Technik ausgetrickst haben?
Der Knutschclown und Chefin sind mächtig stolz: Clowny hat gestern eine schwierige Prüfung bestanden. Wuddel und ich mussten assistieren. Jetzt hat der Knutschclown die Befreiung vom Leinenzwang in der Tasche und wird uns an der kurzen Leine führen. Na ja, wenigstens entspricht sein Grundtempo unseren Grundbedürfnissen eher als das Schneckentempo von Chefin.
Leider hat unser scanner nicht den gesamten Text des Bescheides angenommen.
Daher hier der restliche Bescheid:
"zu kommunizieren und über längere Distanzen in Feld und Flur zu führen. Zudem gehört Cicero der in § 1 LeiZwBVO genannten Rasse "Pudel" an. Er verkörpert deren wesentliche Rassemerkmale wie Intelligenz, Selbstständigkeit und Sensibilität.
Dem Antrag auf Befreiung vom Leinenzwang war daher stattzugeben.
Die Entscheidung ergeht im Hinblick auf die Gemeinnützigkeit des o.g. Hundes kostenfrei.
Auflage: Dieser Bescheid ist stets mitzuführen und auf Verlangen vorzuzeigen."
Auweia, Chefin ist ein wenig im Echauffement mit uns Pudeln! Da hat sie doch glatt ein Klagelied geschrieben. Vorab: Ich kann Chefin nicht verstehen. Wir Pudel sind nun einmal schlau. Chefin soll sich doch glücklich schätzen, dass wir sie überhaupt für würdig erachten, das Leben mit ihr zu teilen, und sie in Haus und Garten dulden. Sie macht ja auch insgesamt einen ganz guten Job als Pudelmagd. Aber Grund zum Jammern hat sie nun wirklich nicht. Ich schätze ihre Arbeitsbedingungen als durchaus angenehm und angemessen ein. Als Lohn fressen wir ihr aus der Hand. Ihren Urlaub auf dem Schiff - ohne uns - hatten wir ihr auch genehmigt und ein ausgesprochen warmherziges Rückkehrgespräch mit ihr geführt. Mehr kann sie wirklich nicht erwarten.
Also was sie hier von sich gibt, ist wirklich "Jammern auf hohem Niveau":
"Klagelied einer rückenlahmen Pudeltante:
Kein Mensch hat mich im Vorfeld meiner Pudelei über die Inkompatibilität dieser Lockenmonster mit dem norddeutschen Regenwetter aufgeklärt.
Kein Mensch hat mich darüber aufgeklärt, dass ein junger Pudelrüde, der immer noch nicht sein Beinchen hebt, kraft seines standesgemäßen quadratischen Körperbaus ständig seine Vorderbeine anpinkelt.
Kein Mensch hat mich darüber aufgeklärt, dass manche Lockenmonster den Regen derart eines Pudels für unwürdig befinden, dass sie dann ihr kleines Geschäft bedenkenlos v o r der Hundeklappe drinnen - immerhin auf der voll waschbaren Hundematte - verrichten.
Kein Mensch hat mich darüber aufgeklärt, dass es unter den - doch "ach so netten und mit jedermann verträglichen" Pudelmonstern den einen Satansbraten gibt, der sich mit seinem Frühstückskeks mitten ins Wohnzimmer legt, keinen seiner Kameraden vorbei lässt, sondern wie ein Pitbullterrier seinen Keks belauert und verteidigt.
Kein Mensch hat mich darüber aufgeklärt, dass diese Lockenmonster nur unter großen Kraftanstrengungen bereit sind, dem Besitzer ein bißchen Platz im Bett und im Sessel einzuräumen.
Kein Mensch hat mich darüber aufgeklärt, dass diese Lockenmonster einen derartigen Charme versprühen, dass ich
- gerne am verregneten Wochenende täglich zwei dreckige Pudel bade, blowere und frisiere,
- gerne Socken und Schuhe im Garten suche,
- gerne den armen gepeinigten Islandhund am Satansbraten vorbeilotse, damit er überlebt,
- gerne als Ölsardine zusammengepresst mit Rückenschmerzen in Sessel und Bett kauere, damit die Pudel genug Platz haben.
Hätte man mich aufgeklärt: Niemals hätte ein Pudel meine Schwelle überschritten!"
Chefin und ich sind doch irgendwie seelenverwandt: Genau wie ich, der ich poetisch - philosophisch - politischer Pudel bin, kann sie auch ihre Klappe nicht halten, wenn ihr etwas gegen den Strich geht. Ich äußere auch gerne lautstark meine Meinung zu den Unbillen dieser Welt. Womöglich trete ich nicht ganz so differenziert und eloquent auf wie Chefin. Das Kommunikationsvermögen eines Hundes - selbst das eines Pudels - erscheint neben den wortgewaltigen humanistischen Lautmalereien durchaus begrenzt. Doch geht mir etwas quer, kann ich das auch sehr gut mit meinem Repertoire an diversen Knurr-, Bell- und Jaullauten zum Ausdruck bringen. Nehme ich dann noch Schwanz und Augenaufschlag zuhilfe, versteht mich eigentlich jeder. Der Unterschied zu Chefin besteht allerdings darin, dass ich mitunter nicht so durchsetzungsstark bin. Die Herrschaften machen mit mir trotz meiner Protesthaltung, was sie wollen (Baden, bürsten, vom Sofa verscheuchen, nichts vom Tisch zu fressen geben, etc.). Chefin ist da offensichtlich erfolgreicher. Dafür hat der Chefredakteur unserer Lokalzeitung ihr nun einen neuen Spitznamen verpasst, wie Ihr dem Artikel von heute entnehmen könnt. Tja, wenn es um Transparenz, Offenheit und Demokratie geht, ist mit Chefin - und natürlich auch mit mir - nicht zu spaßen...
Chefin und ich tauschen uns ja des öfteren über das politische Geschehen in der Welt aus. Nun haben wir zusammen dem Donald Trump die Meinung gegeigt. Auf Richterschelte reagieren wir empfindlich. Wir sind nun twitter follower of Donald Trump. Folgendes haben wir ihm dort zu seinem Kommentar zur Aufhebung des Pauschal - Einreise - Verbots geschrieben: "That judge is not a "so-called-judge", but a sensitive defender of the US constitution!"